The pleasure of reading - Die Lust am Lesen
Pleasurable Troublemaker by Anne Karrenbrock
Supervised master thesis by Matthias Laschke & Kathrin Busch (UdK Berlin) | 2016
Beim Lesen eines Romas, einer Tageszeitung oder eines Fachbuchs vergisst man die Welt um einen herum. Häufig geht es beim Lesen nicht vorrangig um die Erweiterung des Wissens. Man nimmt sich Zeit für sich selbst. Doch diesen Moment gilt es sich zu nehmen. Denn obwohl man gern mehr Zeit mit einem guten Buch verbringen möchte tut man es doch nicht. Anne Karrenbrock hat sich mit genau diesem Phänomen ihrer Masterarbeit auseinandergesetzt. Dazu hat sie viele Menschen bezüglich ihrer Lesegewohnheiten befragt. Eine Erkenntnis war, dass es Bücher im Zeitalter der digitalen Medien schwer haben sich zu behaupten. Nicht verlinkt, blinkend und vernetzt gilt es ihren Inhalt zu entdecken. So entstand die Idee, dass man Büchern hilft auf sich aufmerksam zu machen. Natürlich ohne Blinken, Klingeln oder einen Alarm. Praktik und Kontext sollten in der Arbeit von Anne Karrenbrock zueinander passen. Die Idee, das Buch fängt an seinen Inhalt auf den Nachttisch zu projizieren, war im Gestaltungsprozess nur einer von vielen. Schlussendlich wollte Anne das Möbelstück der Leselampe, als bestehenden Teil des Lesekontextes, verändern und so möglichst nah an den Moment des Lesens kommen.
Mit Hilfe der Leuchte wird ein Moment geschaffen, in dem an den Wunsch mehr zu lesen erinnert wird und Lesen möglich ist. Der Nutzer entscheidet, wann und wo tagtäglich ein guter Moment sein könnte, an das Lesen erinnert zu werden und stellt dies individuell für sich ein. Er hängt das Buch, welches er zur Zeit lesen möchte über das Leuchtmittel der Leuchte und nutzt sie so als Lesezeichen. Von nun an beginnt die Leuchte täglich zur eingestellten Zeit zu leuchten und bietet ihr Licht an. Dieses leuchtet in die Seiten des Buches und schafft zusätzlich um sich herum eine gemütliche Atmosphäre. Der Nutzer kann sich nun entscheiden, das Licht zu gebrauchen, indem er das Buch abnimmt und zu lesen beginnt oder aber er schaltet die Leuchte wieder aus. Dafür hängt er das Buch zurück über das Leuchtmittel, nachdem er es kurz angehoben hat. Die Leuchte macht nur ein Angebot und erinnert an eine Handlung, die man gerne häufiger vollziehen möchte. Sie lässt einem Raum zur eigenen Entscheidung und akzeptiert, dass man nicht immer Zeit zum Lesen hat. Sie möchte jedoch, dass man dem Buch wenigstens einen Moment Aufmerksamkeit schenkt.
Am Ende des Tages ist die Leuchte nicht bevormundend. Sie leuchtet sogar, ohne das man nur eine einzelne Zeile gelesen hat. Man kann das Buch sogar sofort wieder zurücklegen. Die Leuchte möchte lediglich, dass man täglich ans Lesen denkt. Ließt man mal nicht, entsteht eine gewisse Reibung (Laschke & Hassenzahl, Pleasurable Troublemakers, 2014). Ließt man doch, erhält man neues Wissen, fremde Erfahrungen und neuen Gewohnheiten.